Die drei tollen Tage (Verfasst von Jens-Peter Greve)
Unter Aktuelles haben wir schon dargestellt, dass in 2020 das Sommerfest der Gilde ausfallen wird. Zur gegebenen Zeit werden wir hier einen genauen Ablaufplan für 2021 vorstellen.
Bei der Husumer Ringreitergilde ist manches anders.
Donnerstag:
Wenn am Donnerstagabend
die Gildekameraden ihre Bahnen, Absperrungen und Fahnenmasten aufbauen ist es kaum anders als bei anderen Ringreiterfesten in der Stadt, oder den Orten um Husum. Alle Kameraden, - Reiter wie Passive fassen mit an. Bei der Gilde allerdings ist festgeschrieben:
Der Leutnant hat das Kommando, er gibt an, wie aufgebaut wird, achtet auf die Abstände der Ringbäume, auf die Sicherheit bei den Absperrungen und hat ein Auge darauf, dass der Festplatz ein tolles Bild abgibt. Das mit der strengen Kommandostruktur setzt sich fort, General und Leutnant führen über das Fest ein strenges Regiment. Je nach Temperament reagieren die Reiter folgsam, - aufmüpfig oder schmunzeln über einige Anweisungen, was möglicherweise später mit Brüchen geahndet wird. Die Straf- oder Brüchegelder, die der Leutnant für kleinere oder größere Übertretungen verhängt dienen der allgemeinen Belustigung oder werden auch gespendet. In Art. 32 der alten Satzung findet sich eine schöne Formulierung zu den Spenden: „Um auch nicht die schöne Tugend der Mildtätigkeit im Freudengenusse zu vergessen, ist bestimmt und festgesetzt.“ Wir setzen diese Vorschrift heute bei einer Sammlung zum Gildefrühstück am Sonnabend moderner um. Der Ertrag wird an wechselnde soziale Einrichtungen oder auch Schulen und Vereine übergeben.
Freitag: Vom Jahr 2020 an werden wir auf das Probereiten und den kleinen Umzug durch die Stadt, mit Empfang beim neuen Rathaus verzichten, ebenso auf das abschließende gemütliche Beisammensein im Gildehaus. Es ist eine Entscheidung, die wir uns nicht leicht gemacht haben. Mit Blick auf die Bedürfnisse jüngerer Reiterinnen und Reiter hielten wir es letztlich für angebracht.
Zurück zum Festablauf.
Der Freitag sieht das Probereiten vor. Der lockere Zug der Gildekameraden – noch nicht in Uniform – bewegt sich, jetzt vom Schlosshof, hinter dem Spielmannszug her, zunächst bis zum neuen Rathaus. Dort Empfang durch den Bürgermeister. Stärkung für Pferd (Zucker) und Reiter (Brötchen und Satteltrunk) mit kurzem Platzkonzert und wenigen Worten. Dann Umzug über die Neustadt zum Reitplatz, - Alte Freiheit. In vorher ausgeloster Reihenfolge hat jetzt jeder die Gelegenheit, sich mit seinem Pferd vertraut zu machen und einige Durchritte zum Training zu absolvieren. Gemeinsam verlassen die Reiter die Bahn und sitzen auf dem Schulhof der Bürgerschule ab. Danach gemütliches Beisammensein im Gildehaus, ohne Anzugsordnung.
Sonnabend: Mit Blick auf die Streichung der Treffen am Freitag wird es hier geringgradige Veränderungen in der Sraßenfolge geben. Wir treten weterhin an im Schlosshof und sind erst gegen 10:00 auf der Großstraße präsent, wenn wir vom Bürgervorsteher vor dem alten Rathaus empfangen werden. Näheres dazu dann jeweils in den aktuellen Ablaufplänen, die zeitnah zum Sommerfest erstellt werden.
Am Sonnabend gegen 7.00 Uhr antreten vor dem alten Rathaus. Die Reiter in bunten Uniformen, grünweiße Lanzen mit Fähnchen in den Landesfarben. Die Pferde sind herausgeputzt. Der Leutnant ermuntert die Kameraden ein gutes Bild abzugeben.
Befehle : „Abzählen!“, - „Ausrichten!“-.
Im Galopp mit gezogenem Säbel, verschwindet der Leutnant. Unter Musikbegleitung kehren General und Leutnant zurück, natürlich im Galopp, beide mit gezogenem Säbel. Sie nehmen die Parade der Gildekameraden ab. Begrüßung der Gilde. Dann: „Fahnensektion vor!“ - „Musik !“ –„ Im Galopp marsch!“
Bügel an Bügel begleiten vier Kameraden den Fähnrich mit der Fahne. Ein gutes Bild, eine tadellose Fahnensektion ist nicht nur der Stolz des Leutnants, sondern auch der ganzen Gilde.
Einige ganz treue Zuschauer finden sich schon um 7.00 ein, um dieses traditionelle Geschehen zu erleben. Der bunte Zug setzt sich in Bewegung. Vorweg der Musikwagen mit der Blaskapelle, gefolgt vom General, den beiden Älterleuten und der Fahnensektion. Dann die Kutsche mit den bürgerlichen Ehrengästen. Verdiente Husumer Bürger werden in jedem Jahr zum Gildefrühstück ein
geladen, dazu gehört dann auch die Fahrt in der Kutsche. Immer wieder wird betont, dass das für jeden Gast ein einmaliges Erlebnis ist. Der Kassierer schließt sich als Bewacher der Gäste an, gefolgt von den Reitern der Gilde.
Jetzt wird der König abgeholt.
Nach Aufmarsch, Meldung und kurzen Ansprachen, ein Glas für die Reiter, dann nehmen die beiden Älterleute den König in ihre Mitte. Mit blanken Säbeln zeigen sie nun, daß sie ihn wehrhaft schützen können. Wechselnde Straßenfolgen nimmt der Zug, gelangt aber immer über das Osterende zum „Kloster“, dem Gasthaus zum Ritter St. Jürgen. Seit einigen Jahren wird die Gilde dort empfangen und aufmerksam bewirtet. Ganz schnell ist aus diesem Halt schon eine Tradition geworden. Mit Fug und Recht kann man sagen, dass die Reiter hier einen treuen Fanclub haben. Viele Präbendare lassen es sich auch nicht nehmen, dem Ringreiten am Sonnabend und Sonntag zu folgen. Ein kurzer Weg und der Zug erreicht die Großstraße.
Eine große Menschenmenge und die Mitglieder des Hauptausschusses erwarten die Reiter. Der General meldet dem Bürgervorsteher, daß die Husumer Ringreitergilde aufmarschiert ist. Erinnerungen an die alte grüne Garde drängen sich auf. Artige Worte der Begrüßung und des Dankes werden ausgetauscht, aber auch der eine oder andere Seitenhieb mit Blick auf die Ereignisse des letzten Jahres verteilt. Freunde zeigen hier Freude an gemeinsamen Handeln. Mit dem Lied: Auf Husums Wohlergehen, von den Reitern kräftig gesungen, endet der Empfang vor dem alten Rathaus. Der General bittet, abziehen zu dürfen.
Nach dem Umzug und den Empfängen treffen sich Gäste und Reiter im „Gildelokal Osterkug“ zum Gildefrühstück. Für manche ist das der eigentliche Höhepunkt des Festes. Ehrengäste, Vertreter der Stadt- und Kreispolitik, die vorher von den Älterleuten persönlich eingeladen wurden, und alle Freunde werden herzlich begrüßt. Unter den Klängen schmissiger Blasmusik stärkt sich die Festversammlung. Es ist eine Freude, zu erleben, wie sich alle Redner auf ihren Auftritt vorbereitet haben. Wenn es dem General gelingt, die Gäste mit passenden Bemerkungen aus der Reserve zu locken, ergeben sich oft unverhoffte und witzige Redebeiträge, die das Salz in der Suppe sind. Hier wird eine sehr ansprechende Tradition einer Festversammlung gepflegt. Zum Gelingen steuern Gäste und Gastgeber bei.
Am Nachmittag beginnt das Ringreiten. Von den jungen Aktiven schon sehnlichst erwartet. Auf zwei Bahnen wird in zwei Gruppen geritten. Ein zügiger Galopp ist gewünscht, drei Galoppsprünge vor dem Ring und drei Galoppsprünge hinter dem Ring sind vorgeschrieben. Der gestochene Ring soll mit der Hand von der Lanze genommen werden. Diese Reitvorschriften gelten in anderen Vereinen auch. General und Leutnant achten persönlich darauf, daß der gesamte Ablauf geordnet und nach gegeben Kommandos erfolgt. Hier ergibt sich dann manche Gelegenheit für den Leutnant, kleinere Übertretungen zu beobachten, um sie dann später mit Brüchen zu ahnden.
Sonntag:
Das Preisreiten wird am Sonntag fortgesetzt. Mit der Verabschiedung des Königs zur Kaffeepause kündigt sich der traditionelle Höhepunkt, das Königsreiten an. Einen Ring mit kleinerem Durchmesser gilt es jetzt zu stechen. König ist, wer als erster 3 Ringe auf der Lanze hat. Keine Chancengleichheit für alle Reiter! – Anreiten nach den am Freitag gezogenen Nummern, wer Glück hatte beim Losen, ist im Vorteil. Spontane Freude beim neuen König – und den Gildekameraden. Auf den Schultern der Älterleute wird die neue Majestät der Festversammlung gezeigt und fröhlich wird er von allen gefeiert.
Auf Kommando des Leutnants heißt es wieder: „ An die Pferde!“ Der König wird nach Hause gebracht. Begleitet von den wehrhaften Älterleuten, gefolgt von der bunten Reiterschar.
Zurück auf dem Reitplatz. Kommandos: „ Gilde links marschiert auf!“ Meldung _ „ Fahnensektion vor!“ „ Im Galopp marsch!“
Was nach der Tradition am Sonnabend mit dem Einholen der Fahne begann, endet jetzt in gleicher Ernsthaftigkeit mit dem Abgeben der Fahne. Bisweilen kommt es aber vor, daß beim letzten Abzählen vor dem Absitzen, die Konzentration arg nachläßt, so daß der Leutnant sich dann nur mit sofort verhängten Strafen, wie Kniebeugen oder Liegestützen, durchsetzen kann. Aber Ordnung herrscht bis Schluss. Den Abschluss dieser drei Tage im Sattel bildet der Königsball mit Preisverteilung. Erleichtert, weil er jetzt die Verantwortung als Leiter des Sommerfestes los ist, übergibt der General die Tischglocke und damit die Festleitung an den König. Nun lasst es laufen! Alle Gildemitglieder feiern erleichtert, weil sie das Fest gut über standen haben, mit dem neuen Königspaar. Es kann eine lange Nacht werden.
Eine Letzte Änderung muss noch erwähnt werden. Wir verzichten auf einen Königsball am Sonntag zum Abschluss des Festes. Auch hier der Blick auf die Aktiven, die nach dem Wochenende sofort wieder arbeiten müssen.
Das Fest endet mit einem gemeinsamen Essen und der Preisverteilung.